1. Forschungsfrage
Jedes Forschungsprojekt beginnt mit einer gut ausformulierten Frage. Was ist das Forschungsziel? Was sind die verfügbaren Quellen? Was ist das gewünschte Ergebnis: Bericht, Zeichnungen, 3D-Modell oder Nachbau?
2. Publikationen (Analyse der bisherigen Forschung)
* Kritische Betrachtung bisheriger Veröffentlichungen zum Forschungsgegenstand. Sind die zugeordneten Funktionen/Interpretationen korrekt? Verweise auf Quellenmaterial geben Hinweise für weitere Forschung.
* Studium von Publikationen zur Typologie und Ausführung des Forschungsgegenstandes oder ähnlicher Objekte aus dem gleichen Zeitraum.
Dokumentation des Mauerwerks im Caldarium der Thermen von Heerlen, Zeichnung 1941
(GA-8-10-Heerlen-39-1941, 5065).
3. Objektorientierte Forschung
Analyse von Mauerwerk, Konstruktionen, Fundamenten und Bodenspuren
* Archäologische Forschung: Dokumentation und Analyse von Bodenspuren und Fundamenten während einer Ausgrabung (Hinweis: neue archäologische Forschung ist nicht immer möglich).
* Bauforschung: Dokumentation und Analyse von aufsteigendem Mauerwerk (Verarbeitung und Bearbeitung von Baumaterial, Analyse von Bauspuren).
* Festlegung der relativen Chronologie bzw. Bauabfolge auf der Grundlage der archäologischen Forschung und Bauforschung.
Quellenmaterial und Materialreste (Ausgrabungsfunde)
* Studium und (Neu-)Interpretation bereits durchgeführter archäologischer und Bauforschungsarbeiten auf der Grundlage von Feldzeichnungen, Messungen und Berichten; oft müssen neue Interpretationszeichnungen und Analysen angefertigt werden.
* Untersuchung des Fundmaterials.
* Prüfung der Forschungsergebnisse an neueren Erkenntnissen.
Heerlen, Thermenanlage. Neubewertung anhand von Quellenmaterial. Auf der Übersicht über die Ausgrabungen 1941/1942 hat Kees Peterse die Höhenmaße der Geländeoberfläche eingezeichnet, die er durch sorgfältiges Studium der Vermessungszeichnungen und eigene Beobachtungen im Gelände ermittelt hat. Die Zahlen verdeutlichen, dass die ursprüngliche Gebäudeoberfläche nach rechts unten in der Zeichnung abfällt. In einer anschließenden Bauphase wurde das Gelände eingeebnet.
4. Entwurf und Aufmaß
* Vergleichende Untersuchung auf der Grundlage von Gebäudetyp (Funktion), Stil und Materialverwendung unter Berücksichtigung von Relevanz, Kontext und Zeitraum. Diese kann Bilder aus der Römerzeit (Beispiel: die Trajanssäule), Beschreibungen und Publikationen (Beispiel: „De Architectura libri decem“ von Vitruv) umfassen.
* Erforschung der Proportionen. Römische Gebäude wurden oft auf der Grundlage eines Maßsystems (Maße in Fuß) errichtet und entworfen, besonders im militärischen Kontext. Die Proportionen vermitteln auch einen Eindruck von der Kohärenz zwischen Grundriss und aufgehendem Mauerwerk. Beispiele sind die Korrelationen zwischen Mauerstärke und Gebäudehöhe oder zwischen Mauerstärke und Gewölbeform sowie -ausführung.
Nijmegen, die Principia auf dem Hunnerberg: Skizze des Querschnitts der Basilika, basierend auf einem Aufmaß in römischem Fuß (Zeichnung: Kees Peterse).
5. Materialeinsatz und Verarbeitung
* Erforschung der Verwendung von (regionalen) Materialien, Konstruktionen und Konstruktionsprinzipien, der gebräuchlichen Werkzeuge usw., passend zur Datierung des Forschungsgegenstandes. Es ist wichtig, einen Zusammenhang zu den materiellen Überresten des Forschungsgegenstandes herzustellen.
Verschiedene Formen der Holzbearbeitung, abgebildet auf einer Glasschale aus Rom (aus: Albert Neuburger, Die Technik des Altertums, Leipzig 1919).
6. Kohärente Interpretation
* Kombination und Interpretation aller Daten, einschließlich einer Gewichtung, die auf der „Erhärtung“ (Gewissheit) der Daten basiert. In dieser Phase ist es wichtig, Skizzen und Aufmaßzeichnungen anzufertigen.
* Kontinuierliche Falsifikation, Prüfung der Interpretation anhand der Daten. Auch die Beweiskraft/Sicherheit der Daten muss berücksichtigt werden.
Nijmegen, die Principia am Hunnerberg: Rekonstruktion eines Kapitells nach einem gefundenen Fragment (Zeichnung: Kees Peterse).
7. Bericht und Präsentation
* Formulierung und Darstellung der Forschungsergebnisse, einschließlich ihrer 3D-Darstellung. Eine Ausarbeitung in 3D deckt Lücken in der Forschung „gnadenlos“ auf. Diese Rekonstruktionen können auch bei der bautechnischen Rekonstruktion verwendet werden.
Oberaden: Informationstafeln am Militärlager, Design: Kees Peterse. Ein Rundweg mit Informationstafeln macht die römische Geschichte des Geländes lesbar. (Foto: Jan van der Hoeve 2011)
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